Schweizer Industrie und Wirtschaft von Problemen in Europa betroffen

Spuren hinterlassen

Es sollte kommen - der globale Handelskrieg, die Verlangsamung der Eurozone und die am Rande der Rezession stehende deutsche Wirtschaft haben begonnen, Spuren in der Schweizer Industrie zu hinterlassen. Erst in der vergangenen Woche hat der Chemiekonzern EMS-Chemie Holding AG diese Faktoren als Gründe für Umsatzausfälle angeführt. Zuvor klagten andere Schweizer Unternehmen unter anderem über eine schwache Konjunktur in der Eurozone. Obwohl die Schweiz nicht der Europäischen Union angehört, ist sie sehr eng mit den EUR-Ländern verbunden. Die Eurozone ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Zudem ist der Schweizer Export nach Baden-Württemberg gewaltig - grösser als nach China. Angesichts der Rezession in Deutschland und der deutlichen Abschwächung der Konjunktur in der gesamten Eurozone wird die Schweizer Industrie nicht ohne Schaden davonkommen.

Anfällige, kleine Volkswirtschaft

Kleine Volkswirtschaften mit einer weltoffenen Einstellung sind sehr anfällig für Unruhen auf dem internationalen Handelsmarkt. Aus diesem Grund machen sich die Auswirkungen der bevorstehenden Abkühlung bereits bei den Produktionsdaten bemerkbar und werden von Schweizer Unternehmen wahrgenommen. So verzeichnete die Interroll Holding AG, ein Förderbandhersteller, der Produkte an Siemens, Zalando oder Amazon liefert, im ersten Halbjahr 2019 einen Auftragsrückgang von 8% . Allgemein schlechtere weltwirtschaftliche Bedingungen auf internationaler Ebene streiten und streiten der Grossmächte wie China und die USA um Zölle, haben Auswirkungen auf Unternehmen und deren Kunden. Mit dem Abbau der Lagerbestände, insbesondere in der Automobilindustrie, und geringeren Umsätzen in der Industrie beginnt die Situation für viele kleine und grössere Unternehmen sehr ungewiss zu werden. Dass der Handel von den globalen Problemen betroffen ist, konnte bereits beim Blick auf das Ergebnis des zweiten Quartals in Singapur festgestellt werden. Das Land hat auch eine kleine und für globale Turbulenzen anfällige Wirtschaft, die stark auf den Handel angewiesen ist. Es wurde unerwartet ein Rückgang im zweiten Quartal 2019 verzeichnet, und dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die globale Konjunkturabschwächung verstärkt.

Prognose der OECD

Die Prognose für das BIP der Schweiz für dieses Jahr wurde von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Mai nach unten revidiert. Jetzt wird 2019 ein Wachstum von +1 prognostiziert, verglichen mit + 1.6% im November 2018. Zusätzlich wurde die Prognose für das nächste Jahr auf + 1.5% gesenkt. Wenn sich die Prognosen als richtig erweist, würde das Wachstum von + 1% einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bedeuten, als das schweizerische BIP bei + 2.5% lag. Die CHF-Preisinflation wird voraussichtlich 2019 bei 0.5% und 2020 bei 0.7% liegen. Dies ist ein bescheidenes Ergebnis, liegt aber deutlich unter dem von der Schweizerischen Nationalbank festgelegten Ziel von 2%. In der Zwischenzeit dürfte der Konsum der privaten Haushalte in diesem Jahr bei 1.2% liegen und etwas höher - bei 1.5% im Jahr 2020. Der Schweizer Export dürfte 2019 stagnieren, sich aber bis zum nächsten Jahr gut erholen und + 3.4% erreichen. Der OECD zufolge ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften für ein langsameres Wirtschaftswachstum verantwortlich - die Schweiz ist seit vielen Jahren auf ausländische Arbeitskräfte und Grenzgänger angewiesen. Dies reicht aber immer noch nicht aus, um den gesamten Bedarf an Arbeitskräften zu decken, insbesondere in den Bereichen Wissenschaft, Fintech und IT. Mit der Verlangsamung der Zuwanderung und dem Älterwerden der Schweizer Bevölkerung wird es für Schweizer Unternehmen immer schwieriger, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

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